Mein restauriertes Retrofahrrad von Campus

Ein Fahrrad für den (beruflichen) Alltag

Da ich ein Mensch bin, der auch im Alltag gerne bei kürzeren Strecken nach Möglichkeiten auf das Auto verzichtet (unter dem ökologischen und auch sportlichen Aspekt) habe ich mir für den Alltag ein zweites Fahrrad zugelegt, welches ich auch auf Grund des großen Fahrradkorbs gerne als "Lastenesel" bezeichne:-)

Hierfür habe ich von einem Arbeitskollegen ein altes Trekkingrad aus den 80-er Jahren geschenkt bekommen, welches Baujahr 87 ist und von der Firma Campus hergestellt worden ist.

Dieses habe ich für meine Zwecke repariert und restauriert und ich wollte auch den ursprünglichen Charme des Fahrrads beibehalten und somit nach vollendeter Arbeit ein Retrofahrad erhalten.

Obig ist das fertig restaurierte Rad abgebildet.



Ausgangszustand des Fahrrads

 Der Ausgangszustand des Fahrrads war ein sehr gut erhaltenes Trekkingrad in Originalzustand des Herstellers Campus.

Die Ausstattung aller Komponenten waren von Shimano und der Baureihe Deore MT60. Diese Baureihe wurde von 1987-1988 gebaut und entspricht der späteren qualitativ hochwertigen Baureihe Deore XT.

Alle Komponenten waren noch voll funktionsfähig und gut erhalten, lediglich die beiden Bremsgriffe waren verbogen und hatten Risse.

Die Komponenten sind noch alle "Made in Japan" und in schwerer massiver Qualität

Die Bereifung waren brüchige und versprödete Schwalbe Marathon Reifen mit der Größe 32x620.

Der Rahmen des Fahrrads ist ein Stahlrahmen, welcher mit Muffen und Messinglot hartverlötet ist. Die Schutzbleche sind metallic-rot und vom bekannten Hersteller SKS vom Typ "olympic", der Gepäckträger sowie der Fahrradständer stammen von ESGE-Pletscher und sind noch original "Made in Switzerland"

Das Tretlager ist ein kunststoffgekapseltes Lager von FAG und der Dynamo stammt von Union.

Als Besonderheit ist noch zu erwähnen, dass ein Fahrradcomputer am Rad verbaut war, welcher von VDO (profi-Version) stammt und die Trittfrequenz der Pedale sowie die Umdrehungen des Rads mit Hilfe von zwei Reedschaltern überwacht. 


Restauration des Fahrrads

Damit ich mein funktionsfähiges Wunschfahrrad erhalten konnte (funktionsfähig bzw. fahrbereit war das geschenkte Fahrrad schon), mussten einige Dinge erledigt werden. Der erste und einer der größeren Schritte war das Zerlegen des Fahrrads in die Einzelteile und die Überprüfung auf Funktion.

 

Dazu wurde das Fahrrad komplett bis auf den Rahmen zerlegt, auch das Tretlager und das Lenkkopflager wurden ausgebaut und die Kette mit einem Kettennieter auseinander gemacht.

Anschließend konnte der teils verrostete Stahlrahmen durch Schleifen vom Rost befreit werden.

Nachdem dies erfolgt war, wurde auf die blanken Metallstellen Zinkspray aufgetragen und anschließend eine Rostschutzgrundierung. Hierfür wurden auf Grund der Vereinfachung der Handhabung Spraydosenlacke verwendet.

Nach Aufbringen der Grundierung wurde in mehreren Schichten ein Decklack aufgebracht, in diesem Fall schwarz-metallic, dieser Farbton bring meiner Meinung nach ein sehr elegantes Aussehen für das Retrofahrrad mit sich. Aus Gründen der Einfachheit wurde hier ebenfalls Spraydosenlack verwendet. Da dieser nicht sehr beständig ist, vor allem gegenüber Öl, Lösungsmittel oder auch der Kratzfestigkeit, muss dieser zusätzlich geschützt werden.

Hierfür brachte ich im letzten Schritt zwei Schichten Klarlack (in diesem Fall 2-Komponenten Autoklarlack) mit einer Lackierpistole auf. Dieser ist sehr beständig und schützt die darunter liegenden Lackschichten. Allerdings ist die Verarbeitung für den Amateur ohne geeignete Lackierkabine ein großer Kompromiss. So ist das Einatmen der Lackdämpfe sehr unangenehm und verursachen starke Kopfschmerzen bzw. der Lacknebel verklebt die gesamte Umgebung. Somit muss gut durchlüftet werden, was allerdings nur mit relativ kühler Umgebungsluft erfolgen kann. Diese bewirkt, dass der Lack sehr lange niedrigviskos bleibt und somit gerne verläuft und "Nasen" zieht. Daher ist für solche Tätigkeiten ein Platz im Freien bei sehr warmen Temperaturen äußerst vorteilhaft, hier besteht allerdings wiederum die Gefahr der Verschmutzung durch Staubpartikel.

Somit habe ich nach dieser Lackierung beschlossen, dass ich bei einer nächsten Aufarbeitung eines Rahmens, diesen sandstrahlen lasse und anschließend pulverbeschichten:-)

Nachdem der Rahmen lackiert war, erfolgte der eigentliche Zusammenbau des Fahrrads. Da meine Werkstatt unbeheizt ist und die ersten kühlen Oktoberabende kahmen, wurde das Fahrrad kurzerhand im Wohnzimmer meiner Wohnung montiert, siehe oben.

Bevor alle Komponenten an den Rahmen geschraubt wurden, waren bereits folgende Vorarbeiten an den Komponenten durchgeführt:


1. Zentrierung beider Laufräder

Beide Laufräder, bestehend aus Stahlfelgen und dicken Stahlspeichen wurden auf meinem Zentrierständer auf Höhen- und Seitenschläge überprüft und diese auch beseitigt. Anschließend wurde die Speichenspannung aller Speichen überprüft.

2. Wartung der Radlager

Die beiden Radlager wurden beide zerlegt und die darin enthaltene Restmenge an schwarzem und verharztem Fett durch neues Ersetzt. Nach Befettung werden die Lager wieder montiert und das Lagerspiel wird eingestellt. Dabei darf die Welle kein Spiel haben (durch Zug und Druck mit den Fingern ertastbar) und auf der anderen Seite dürfen die Lager nicht zu fest verspannt werden, so das die einzelnen Kugeln beim drehen der Welle ein Rastmoment erzeugen. Ein Tipp ist, die Lager eher ein wenig zu fest einstellen , denn beim anschließenden Kontern durch die zweite Mutter wird das Lagerspiel in den häufigsten Fällen reduziert und die passende Leichtgängigkeit ist nach dem Kontern vorhanden. Ist dies nicht der Fall müssen beide Muttern wieder gelöst werden und dem Lager mehr Spiel gegeben werden.


Bei der Montage der Komponenten wurden folgende Verschleißteile durch Neuware ersetz:

  • Bremsbeläge, da diese bereits verglas waren
  • Bremszüge (Rost und an den Enden auf gesplissen)
  • Schaltzüge  (Rost und an den Enden auf gesplissen)
  • Ummantelung der Züge, da diese ebenfalls Rostete und hart war
  • neue Schläuche (verspröden gerne im Alter bzw. am Ventilansatz Rissbildung)
  • Radmantel, da beide schon Risse bis auf das Gewebe hatten
  • der vorhandene Gelsattel aus dem Discounter wurde durch eine sportlichen gebrauchten Sattel ersetzt, welchen ich noch von meinem Steppenwolf-Fahrrad hatte.

Die Lenkerlagerung wurde auch komplett zerlegt (auch zwangsweise bei der Lackierung) und das Fett bei der Montage wieder durch frisches Fett ersetzt.

Zusätzlich montierte ich eine neue Fahrradklingel im Retrostyle, da an der alten auch an der Kunststoffhalteklammer Risse waren. Und für den Alltag kaufte ich noch einen fest montierbaren Fahrradkorb für den Gepäckträger sowie ein einfaches Spiralschloss für schnelles Anbinden in der Umgebung.

Und als kleines Schmankerl kaufte ich bei E-Bay einen original Fahrradaufkleber mit dem Schriftzug "SuperSport" in rot:-)

Die letzten Schritte sind dann noch das Einstellen der Bremszüge sowie Schaltungszüge, die Überprüfung der Lichtanlage mit Dynamo, Austausch der Batterien im Fahrradtacho sowie das Ölen der Kette, der Ritzel und der Umwerfer.

Nachdem diese Schritte alle erfolgt waren habe ich wieder ein Fahrrad erhalten, welches qualitativ sehr hochwertig ausgestattet ist und den gewissen Retrocharme mit sich bringt.

Die Investitionskosten betrugen hierfür ca. 170 Euro, manche Personen kaufen sich hierfür ein neues Fahrrad im Baumarkt, ich nicht;-)




Bilder des restaurierten Rads