Radfahren im Regen
Mit dem Thema Regenbekleidung fürs Fahrradfahren beschäftigt sich ein angehender Radfahrer relativ wenig, denn wer fährt schon bei Regen Fahrrad? So war es auch bei mir der Fall und ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich meine Regenausrüstung für das Radfahren zusammen hatte. Aber spätestens bei einer größeren Tagestour oder einer mehrtägigen Radreise ist das Thema Regenkleidung ein aktuelles Thema, mit dem man sich einmal befassen sollte.
Für Regenkleidung kann man relativ viel Geld ausgeben und im Wiederspruch dazu ist man froh, wenn man diese Kleidung nicht tragen muss. Bei mir waren es in vier Jahren ca. 5 Tagen an denen ich meine Ausstattung zumindest stundenweise gebraucht habe, allerdings fahre ich auch überwiegend zur warmen Jahreszeit und bei mancher kleinen Radtour bin ich auch schon durch den Regen gefahren und habe mich anschließend zuhause sofort umgezogen.
Generell empfehle ich aber, eine komplette Regenmontur bereit zu halten, welche kopfabwärts bis einschließlich die Schuhe vor äußerer Nässe schützt.
Auf dem obigen Bild stehe ich am Königssee, als ich damals meine Radtour vom Bahnhof in Berchtesgaden startete, regnete es damals, so dass ich mich im Bahnhof erst einmal in volle Regenmontur begeben habe.
Packung im Radgepäck
Die komplette Regenkleidung (Jacke, Hose, Helmschutz und Gamaschen) habe ich in einer kleinen Tüte kompakt und griffbereit zusammen verpackt. Dieses Set habe ich dann relativ weit oben in den Packtaschen verstaut, somit ist bei einem aufkommenden Niederschlag alles sofort griffbereit und kann auch schnell angezogen werden.
Ergonomische Form
Für das Radfahren kann prinzipiell jede Regenkleidung angezogen werden, welche auch zum Wandern oder im Alltag getragen wird. Die Regenkleidung für das Radfahren ist in der Schnittform in ein paar wenigen Punkte speziell auf die Ergonomie des Radfahrens und der dort vorhandenen Körperhaltung angepasst worden. Daher kann auch die Radregenkleidung auch zum Beispiel gut für das Wandern getragen werden.
Komplette Ausstattung
Für einen optimalen Schutz gegen Nässe (speziell gegen kalten Regen) und das damit verbundenen Auskühlen empfiehlt sich eine komplette Ausstattung. Denn wer zum Beispiel auf einen Regenhose und Gamaschen verzichtet, hat nach einiger Zeit nasse Füße, was nach meinen Erfahrungen sehr unangenehm ist. Das jeweils obere Kleidungsstück überdeckt immer das darunter liegende und somit kann das Wasser ähnlich einem Ziegeldach abfließen.
Tragen der Kleidung
Unter der Regenkleidung sollte so wenig wie möglich getragen werden. Die Hersteller geben zwar alle eine ausgezeichnete Dampfdurchlässigkeit der Membran in den Kleidungsstücken an, doch die Realität sieht leider anders aus. Gerät man in der Regenkleidung ins Schwitzen, wird man von innen nass! Und alles was sich unter der Regenkleidung befindet, saugt sich ebenfalls mit kondensiertem Schweiß voll. Somit kann man (vor allem bei großer Anstrengung, längeren Fahrten mit Regenkleidung sowie Regenkleidung an wärmeren Tagen) das Schwitzen vermindern und wenn die Regenkleidung anschließend wider gegen die normale Radfahrkleidung ausgetauscht wird, ist diese noch trocken.
Gewicht
Das Gewicht der Kleidung ist ebenfalls ein wichtiger Punkt, da man diese Ausrüstung ja immer bei sich mitführt und bei mancher Radtour jedes Gramm Ballast zu viel eine weitere Belastung darstellt. Leider ist es hier wie bei vielen Sportbekleidungen auch, leichte "Hightechware" hat ihren Preis und leichte sowie kompakte Kleidungsstücke sind eben nicht um wenige Euro beim Discounter zu haben. Außer man nimmt eben nur einen Regenponcho aus Kunststofffolie für den äußersten Notfall mit. Dieser ist allerdings nur für den kurzen Regenguss geeignet, ein Radfahren ist damit allerdings nahezu unmöglich.
Pflege
Da die Regenkleidung bei möglichst geringem Gewicht auch wasserdicht sein muss, ist das Material der Kleidung auch sehr empfindlich und sollte pfleglich behandelt werden, damit man diese möglichst lange einsetzen kann. Nach jedem Gebrauch muss diese gut getrocknet werden, so dass nach anschließenden Verpacken kein Schimmel oder Keime bilden. Damit die Hose und auch die Regenjacke in den meist mitgelieferten knappen Packbeutel passen, müssen die Kleidungsstücke sorgfältig zusammengelegt werden, damit das Material und die Nahtstellen auch so wenig wie möglich geknickt werden.
Gewaschen werden sollte die Kleidung (wie alle wasserabweisende Funktionsjacken mit Membran) so selten wie Möglich, was bei der wenigen Benutzung der Regenkleidung auch gut realisierbar ist. Verschmutzungen können in trockenem Zustand auch gut abgebürstet werden und wenn die Kleidung doch mal gewaschen werden muss, dann am besten von Hand und mit Spezialwaschmitteln für Funktionskleidung.
Probeanziehen
Bei der Regenkleidung empfiehlt es sich auf jeden Fall, das Kleidungsstück vor Kauf anzuprobieren. Denn gerade hier ist die Passform sehr wichtig und auch schon mir ist es passiert, das die im Internet bestellte Ware auch trotz passender Größe nicht saß.
Somit kann im Fachgeschäft auch gleich ein Probesitzen auf einem Fahrradsattel erfolgen und die eine oder andere Stelle, wo zu straff sitzt, wird sofort erkennbar.
Allgemein ist das Tragen der Regenkleidung nicht unbedingt eine angenehme Angelegenheit und sie schützt vor allem vor äußerer Nässe und Kälte.
Die von innen entstehende Nässe durch Schweiß wird nur schlecht nach außen abgeführt, somit entsteht von innen Staunässe. Daher ist es immer Situationsbedingt zu überlegen, ob auch durch Pausen oder Unterbrechungen die Tour umgestaltet werden kann. Denn ein kompletter Tag in Regenkleidung, vor allem bei starker körperlicher Anstrengung (bei steigungsreichen Touren)zu fahren, ist gut zu überlegen.
Bei Gewitter sollte aus Gründen der Gefahr des Blitzeinschlags sofort unterbrochen werden und ein sicherer Unterstand gewählt werden.
Meine Regenausrüstung reicht vom Helm bis zu den Radschuhen und besteht aus vier Komponenten. Ich habe mich für eine Ausstattung der Marke Vaude entschieden (war im naheliegenden Fachgeschäft verfügbar), hier gibt es aber eine große Anzahl an weiteren Herstellern, welche gleichwertige Produkte anbieten.
Die Regenkleidung für das Radfahren kann auch gut zum Wandern getragen werden, wenn hier schon Kleidung vorhanden ist, kann die Ergonomie auf dem Rad getestet werden und eine teuer Neuanschaffung kann vermieden werden.
Bei den Gamaschen habe ich von Pro-X Elements das Model Montebelluna ausgesucht, welche ich stark reduziert beim Outdoorhändler Larca gekauft habe.
Dies Gamaschen werden an der Schuhspitze mit einer elastischen Kappe übergestülpt und der Rest wird mit Klettverschlusslaschen festgemacht. Somit können die Gamaschen auch schnell bei angezogenen Radschuhen angelegt werden. Auf der Sohlenseite des Schuhs werden die Montebelluna nur mit zwei Riemen festgehalten, so das Klickpedale benutzt werden können.
Am oberen Ende ist ein elastischer Bund, so dass die Gamaschen hier am Knöchel festgehalten werden und die Regenhose darüber reicht. Günstiges Model in zwei oder drei Universalgrößen erhältlich, das gut den Zweck des Regenschutzes übernimmt!
Bei der Regenhose habe ich das Modell "Drop-short" von Vaude gekauft, welches eine sehr universelle Regenhose ist. Die Hose ist relativ wie geschnitten und liegt nicht eng an.
Die Ergonomie ist auf die volle Beweglichkeit der Beine ausgelegt, egal ob zum Radfahren oder Wandern. Beim sportlichen Radfahren ist dieser Schnitt allerdings nicht optimal.
Die Regenhose von Vaude wiegt ca. 200 Gramm und wird in einem kleinen Packbeutel verstaut. Die Farbe ist (wie bei vielen Hosen der Sparte Funktionskleidung) schwarz. Dies ist zwar in Kombination universell mit vielen farbigen Regenjacken tragbar, doch für die Sichtbarkeit im Straßenverkehr nicht sonderlich förderlich.
Die Beine können im unteren Bereich mit Klettverschlusslaschen zusammengezurrt werden, so dass diese gerad im Bereich der Pedale und der Kurbel nicht eingeklemmt werden oder verhaken.
Auch kann so ein dichter Abschluss mit den Gamaschen gemacht werden und kein Wasser läuft von oben in die Schuhe.
Bei der Regenjacke habe ich mich für das Model "Men's Drop Jacket" von Vaude entschieden und habe die in Kombination zu der Hose gekauft.
Diese Jacke ist für den Radsport sowie auch den Bergsport konzipiert. Farblich habe ich mich zwecks der Sichtbarkeit im Verkehr bei schlechtem Wetter für ein strahlendes gelb entschieden. Die Jacke ist relativ eng und sportlich geschnitten und lässt somit wenig Spielraum für Kleidung darunter. Der Schnitt ist auf die Ergonomie des Radfahrens zugeschnitten, somit hat die Regenjacke von Vaude eine sehr lange Rückenpartie und rag auch beim Radfahren noch gut über das Gesäß. Die Ärmel der "Men's Drop Jacket" sind ebenfalls sehr lange geschnitten, dass bei ausgestreckten Armen beim Radfahren die Jacke nicht spannt.
Verpackt wird die Jacke in einem kleinen Packbeutel und wiegt ebenfalls ca. 200 Gramm.
Wer sportlich fährt, eine kompakte und qualitativ hochwertige Jacke im mittlerem Preissegment sucht, dem kann ich die Jacke empfehlen.
Wer eher eine Regenjacke für den Alltag (täglicher Weg mit dem Rad zur Arbeit) sucht und diese auch zum Wandern oder genussvoll Fahrrad zu fahren nutzen möchte, dem empfehle ich eine Jacke mit weiterer Schnittform und auch eventuell eine Kapuze, welche über einen Zug verstellbar ist.
Für den Schutz von ganz Oben gibt es von Vaude eine Regenhaube für den Helm, welche über einen verstellbaren Gummizug festgemacht wird.
Diese Haube bringt vor allem bei starkem und kalten Regen am Kopf noch ein wenig Schutz vor Auskühlen, bei schwachen oder warmen Regen ist diese nicht unbedingt erforderlich.
Zusätzlich erhöht auch diese Haube in knalligem Gelb die Sichtbarkeit im Straßenverkehr bei schlechtem Wetter gut, da diese auch für Autofahrern gut sichtbar in Augenhöhe getragen wird.
Alternative und komfortablerer Regenschutz für den gesamten Kopf ist natürlich eine Kapuze, welche auch im Gesichtsbereich mit einem Gummizug eng verschlossen werden kann. Dies ist dann bei sehr kaltem und stürmischen Regen oder Hagel ein sehr angenehmer Schutz für die empfindliche Gesichtspartie (hat mir in meiner Radfahrerkarriere bisher schon ca. drei mal gefehlt, vielleicht gibt's in Zukunft hier noch Veränderung).
Ist der Regen sehr stark (Sturzregen) oder gewittert es (Gefahr von Blitzschlag) empfiehlt es sich, eine Pause an einem sicheren Unterstand zu machen und nachdem sich die Wolken abgeregnet haben oder das Gewitter vorbei gezogen ist, die Tour einfach nach dieser kurzen "Zwangspause" gestärkt fortzusetzen!