Der Bremsbelagwelchsel an der hydraulischen Felgenbremse Magura HS33 ist ein sehr einfacher Vorgang, welcher von jedem auch nicht technisch versierten Radfahrer selbst durchgeführt werden kann.
Allerdings sollte dieser Vorgang auch trotz Einfachheit sehr gewissenhaft durchgeführt werden, um nach dem Bremsbelagwechsel wieder ein sicheres und auch technisch einwandfreies Fahrrad als Resultat zu erhalten.
Spätestens wenn die Stellschraube am Bremsgriff der Magura HS33 zur Kompensation des Bremsbelagverschleiß bis zum Anschlag gedreht ist, wird es Zeit sich mit dieser Thematik zu befassen.
Hier gibt es dann zwei Möglichkeiten:
In dieser Reparaturanleitung möchte ich mich mit der zweiten Möglichkeit befassen. Da ich selbst auch ein sehr ökologisch denkender Mensch bin, entscheide ich mich trotzdem für die zweite Variante. Zum einen ist das Ausrichten der Bremszylinder mit den Belägen eine sehr zeitaufwendige Arbeit und auch das regelmäßige Lösen der Klemmung der Bremszylinder schadet der Magura HS33. So passen sich zum Beispiel die Kunststoffschalen um die Bremszylinder nach dem ersten Klemmen der Situation an (Formschluss) und ein nachträgliches Verschieben der Bremszylinder und anschließendes Klemmen wird dadurch erschwert. Oder andere Eigenschaften, wie zum Beispiel die der selbst sichernden Schrauben (mit Schraubensicherungslack versehen) geht mit der Zeit verloren.
Da die Standard-Bremsbeläge von Magura auch in der original Ausführung keine große Investition darstellen, habe ich meine Bremsanlage sehr sorgsam auf einen unverschlissenen Satz Bremsbeläge auf die Felgen ausgerichtet und sobald dieser so verschlissen ist, das sich die Kompensationsstellschraube am Limit befindet, ersetzte ich die beiden Bremsbeläge durch neue und habe hier keine aufwändigen Einstellarbeiten, das Fahrrad ist in wenigen Minuten wieder verfügbar.
Diesen einfachen Austausch der Bremsbeläge möchte ich hier kurz beschreiben.
Auf dem Bild ist gut zu erkennen, wie sich gerade zwischen den einzelnen Kettenglieder eine Paste aus schwarz gefärbtem Öl (resultierend aus abgeschliffenen Metallpartikeln) sowie Schmutz
abgelagert hat, welche nicht durch einfaches abreiben mit einem Lappen an den Kettenflanken beseitigt werden kann.
- Stofflappen
- Ersatzbeläge
Für die Magura Felgenbremsen HS33 sowie HS11 gibt es inzwischen eine sehr große Auswahl von Ersatz-Bremsbelägen von diversen Herstellern sowie natürlich auch original Ersatzteile von Magura.
Die Preise variieren hier natürlich auch sehr stark, die nachgebauten Produkte sind teilweise sehr preiswert erhältlich, die original Bremsbeläge sind meist am teuersten. Trotzdem entscheide ich mich meistens für die original Bremsbeläge von Magura, welche auch teilweise relativ preisgünstig sind, wenn man eine größere Menge davon kauft (z.B. gleich 4 Paar Bremsbeläge für den gesamten Jahresbedarf).
Im folgenden möchte ich kurz eine Übersicht über die erhältlichen Bremsbelagtypen von Magura geben:
Magura Bremsbelag schwarz
Schwarz - Standard für alle unbeschichteten, polierten Felgenoberflächen.
Serienmäßig auf allen Bremsen montiert.
Magura Bremsbelag grau
Grau - Standardbelag für alle harteloxierten (schwarzen) und keramikbeschichteten Felgenoberflächen.
Magura Bremsbelag rot
Rot - rennorientierter Belag für alle unbeschichteten, polierten Felgenoberflächen.
Magura Bremsbelag grün
Green Frog - rennorientierter Belag für alle harteloxierten (schwarzen) und keramikbeschichteten Felgenoberflächen.
Außer diesen vier von Magura erhältlichen Bremsbelägen gibt es auch noch von anderen Hersteller Kombinationsbremsbeläge, welche zwei bzw. drei unterschiedliche Materialien kombinieren (z.B. ein Material für trockene Bremsvorgäge / eines für nasse Bremsvorgänge).
Die Bremsbeläge für harte Felgenflanken (grau /grün) enthalten meist harte Füllstoffe, welche einem schnellen Belagverschleiß vorbeugen sollen und sind somit härter als die schwarzen oder roten Beläge. Allerdings wirkt sich dies dann auch auf den Verschleiß der beschichteten Felgenflanken aus, welche natürlich auch einem geringen Verschleiß unterliegen. Da ich meine Laufräder möglichst schonend behandeln möchte verwende ich daher lieber die weicheren schwarzen Bremsbeläge für meine beschichteten Felgen und wechsle lieber öfters den Bremsbelag aus.
Daher auch ist auch pro Jahr ca. 2x ein Wechsel erforderlich!
In diesem ausführlichen Anleitungsvideo zum Bremsbelagwechsel an der MAgura HS11 & HS33 zeige ich, wie der Bremsbelag getauscht wird. Aber auch die Schritte Bremse reinigen, Bremsbeläge einstellen sowie der fachgerechte Zusammenbau mit Hilfe der Verwendung eines Drehmomentschlüssels ist enthalten.
Im ersten Schritt wird die Stellschraube zur Kompensation des Bremsbelagsverschleiß wieder in die Ausgangsstellung zurückgedreht. Hierfür wird die Stellschraube in dieser Abbildung gegen den Uhrzeigersinn gedreht, bis der Anschlag erfolgt und sich die Schraube nicht mehr weiter drehen lässt.
Nun befindet sich der Bremsbelag direkt am Bremszylinder und der Abstand zwischen Belag und Felge ist sichtbar geworden. Bei einer optimal eingestellten Bremse beträgt dieser Abstand 0,5 - 1 mm, wenn der Bremsbelag noch unverbraucht ist.
Der Schnellspannhebel an der Bremse wird geöffnet und die Bremse kann nun vom Befestigungsbolzen heruntergezogen werden.
Die Bremse ist nun vom Bolzen heruntergezogen worden und der verschlissene Belag kann nun entnommen werden.
Der Bremsbelag wird durch ein einfaches Herunterziehen entnommen, nun ist der Bremszylinder sichtbar. Dieser ist in diesem Fall nur leicht verschmutzt.
Trotzdem macht es in jedem Fall Sinn, den Bremszylinder zu reinigen. Denn jede Verschmutzung am Bremszylinder kann ein zukünftiges Klemmen des neuen Bremsbelags bewirken. Dann wird der Bremsbelag nach Loslassen des Bremshebels nicht wieder in Ausgangsstellung zurückgezogen sondern schleift weiterhin an der Felge. Hierfür wird im ersten Schritt der Bremszylinder mit WD 40 (oder ähnlichem) eingesprüht.
Mit einem Borstenpinsel werden alle Verschmutzungen gelöst und entfernt.
Anschließend werden mit einem sauberen Lappen alle Rückstände und auch das restliche WD 40 entfernt. Dies ist besonders wichtig, das sich sonst aus restlichem Öl und zukünftigem Staub eine Paste bildet, welche sich zwischen Bremsbelag und Bremszylinder festsetzt und somit ebenfalls die Beweglichkeit der Bremsbeläge einschränkt.
Anschließend kann der neue Bremsbelag eingesetzt werden. In diesem Fall handelt es sich um einen original Magura HS33 Bremsbelag, die Farbe schwarz deutet auf den Standardbremsbelag hin, hier gibt es auch noch Spezialbremsbeläge von Magura (Farbe grau, rot oder grün)
Der fertig eingesetzte Bremsbelag
Anschließend wird das Laufrad gelöst und entnommen. Die Alternative wäre das Lösen der Schraube der Halterung des Bremszylinders (hier an der Gabel), dies würde aber ein Einstellen der beiden Bremszylinder mit Belägen in Relation zu der Felge bedeuten. Somit ist die (teilweise)Entnahme des Laufrads der einfachere Schritt.
Auch hier kann nun der Bremsbelag entnommen werden und der Bremszylinder kann anschließend analog dem ersten Bremszylinder gereinigt werden.
Anschließend kann auch hier der neue Bremsbelag eingesetzt werden.
Nachdem das Laufrad wieder eingebaut ist und der Schnellspanner wieder festgezogen worden ist, wird der zweite Bremszylinder wieder auf den Befestigungsbolzen aufgesetzt und der Schnellspannhebel wieder angezogen.
Die beiden neuen Bremsbeläge sind nun eingebaut und der Abstand zur Felge ist hier optimal eingestellt, der Abstand beträgt links sowie rechts ca. 0,5 mm. Der zukünftige Verschleiß der Beläge kann nun wieder über die Stellschraube zur Kompensation nachgestellt werden.
Vergleich alter verschlissener Belag von kool stop sowie neuer Belag von Magura. Der Belag von Magura hat Aussparungen zur Verschleißidentifikation. Sind die Aussparungen nicht mehr sichtbar ist der Belag am Lebensdauerende angekommen und sollte spätestens dann ersetzt werden.
Der Bremsbelagwechsel an der Vorderbremse sowie Rückbremse erfolgt analog. Nachdem der Bremsbelag gewechselt worden ist, sollte der Bremspunkt bei komplett zurück gedrehter Kompensationsschraube für den Belagverschleiß spürbar sein. Dies bedeutet, das der Bremshebel schon bei erstem Betätigen mit den Fingern einen Spürbaren Wiederstand haben sollte und sich die Bremsbacken bewegen sollten. Ist dies nicht der Fall, befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Luft in diesem hydraulischem System und die Bremsanlage muss entlüftet werden. Diesen Schritt beschreibe ich in meiner folgenden Reparaturanleitung.